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Wie gelingt die Transformation der PVC-Industrie?

Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden diskutierten beim VinylPlus® Nachhaltigkeitsforum Deutschland aktuelle Strategien und neueste Forschungsergebnisse zu Kreislaufwirtschaft und Kohlenstoffneutralität.

Im Fokus des 4. VinylPlus® Nachhaltigkeitsforums Deutschland, im Universitätsclub in Bonn, standen die umfassende Transformation in Richtung Kreislaufwirtschaft und Kohlenstoffneutralität und die damit verbundenen Herausforderungen für den gesamten Industriezweig, der chemischen Industrie, der Kunststoffbranche und der PVC-Wertschöpfungskette.

Wie ambitioniert diese Aufgabe insbesondere unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist, machte in seinem Grußwort Dr. Karl-Martin Schellerer, Chairman von VinylPlus, Brüssel, deutlich: „Wachsende Belastungen sorgen für eine große Unsicherheit in unserer Branche. Dabei setzen uns nicht nur die hohen Energiepreise, sondern auch die Regulierungsflut zu. Aber das ist kein Grund für uns, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir nehmen weiterhin eine aktive Rolle ein, wenn es um Themen der Nachhaltigkeit geht.“  

Einen Überblick über die Erfolge und Fortschritte der europäischen PVC-Branche im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms VinylPlus® 2030 gab VinylPlus Deutschland-Geschäftsführer Thomas Hülsmann. Sein Fazit: „Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft und Kohlenstoffneutralität haben wir bereits wichtige Fortschritte gemacht. Um Lücken zu schließen, gewinnt auch das chemische Recycling an Bedeutung. Wir sind überzeugt, dass jedes Verfahren genutzt werden muss, um Kreisläufe zu schließen und den CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren.“

Ansätze aus Forschung und Praxis

Wie weit die Forschung zu den verschiedenen Verfahren des physikalischen und chemischen Recyclings mittlerweile fortgeschritten ist, berichtete Prof. Dr.-Ing. Matthias Franke (Fraunhofer UMSICHT. Er betonte, dass Verfahrenskombinationen, zum Beispiel aus lösemittelbasierten Prozessen und Pyrolyse, in der Lage seien, hochwertige Rezyklate aus Mischkunststoffabfällen zu erzeugen. Gleichzeitig könne der Energieeinsatz dadurch optimiert werden, so dass Ökobilanz und Wirtschaftlichkeit verbessert würden. Die technische Machbarkeit solcher Recycling-Kaskaden sei gezeigt. Das etablierte mechanische Recycling sei für sortenreine Kunststoffanfälle aber weiterhin das Mittel der Wahl. Mögliche Transformationsansätze für Kunststoffe im Rahmen der vom Bundesumweltministerium initiierten Entwicklung einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) stellte in seinem Vortrag Prof. Dr. Henning Wilts (Wuppertal Institut) vor. Das Wuppertal Institut koordiniert mit anderen Akteuren die wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung des Prozesses. Prof. Wilts warf u.a. die Frage auf, ob für die Steigerung der Zirkularität eine Begrenzung der Vielfalt der eingesetzten Materialkombinationen, inklusive der eingesetzten Additive, bei Kunststoffen notwendig ist. Im Anschluss erläuterte Dr. Jörg Rothermel (VCI) die Wasserstoffstrategie der chemischen Industrie. Wasserstoff, so Dr. Rothermel, werde eine, wenn nicht die zentrale Rolle bei der Transformation der Branche spielen, insbesondere bei der Defossilisierung des Rohstoffbedarfs. Schließlich legte Dr. Vincent Stone (VinylPlus) konkrete Erfahrungen mit dem mechanischen Recycling von PVC-Medizinprodukten im Rahmen des VinylPlus Med-Projekts dar und skizzierte dabei u.a. Richtlinien für ein optimales Produktdesign, wie beispielsweise die Verwendung von PVC als Monomaterial.

Zwischen Dringlichkeit und unzureichenden Rahmenbedingungen

Inhaltlich einen großen Bogen spann im Anschluss die Panel-Diskussion.  Neben den Referenten nahm auch Christian Fischer (Schüco Polymer Technologies) teil, der über den aktuellen Stand beim Kunststoff-Fensterrecycling berichtete und dabei die Auswirkungen der aktuellen Baukrise beleuchtete. Wichtige Impulse von außen boten die Finanzexpertin Claudia Rankers (Rankers Family Office), die die Vorteile von konkreten Zielen zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft für die Finanzierung von Unternehmen erläuterte, sowie Dr. Meriem Tazir (e-hoch-3 eco impact experts), die Firmen bei ihren Nachhaltigkeitsstrategien berät und aktuell ein Fortbildungskonzept für Nachhaltigkeitsbeauftragte entwickelt. Bei der intensiven Diskussion wurde nicht zuletzt die aktuell bestehende Diskrepanz zwischen dem Anspruch einer schnellen Umsetzung der Transformation und unzureichenden, zum Teil investitionshemmenden, Rahmenbedingungen deutlich, etwa beim Massenbilanzverfahren oder bei aufwendigen Genehmigungsverfahren von Pilotanlagen.

„Die Transformation der chemischen und Kunststoffindustrie stellt uns vor gigantische Herausforderungen. In unserer Branche sind uns die Ziele bewusst und wir haben den Weg dahin vor Augen“, fasste Dr. Oliver Mieden, Vorsitzender von VinylPlus Deutschland die Veranstaltung zusammen. Ein Konfliktfeld auf diesem Weg sei nicht zuletzt die Frage nach dem Nutzen, der politischen Akzeptanz und dem regulatorischen Rahmen des chemischen Recyclings. „Hier hat PlasticsEurope Deutschland Ende August, mit dem VCI und dem BDE ein gemeinsames Leitbild zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen vorgelegt, welches bei Priorisierung des mechanischen Recyclings, ein deutliches Bekenntnis zum chemischen Recycling enthält. Dies entspricht auch der Position, die wir bei VinylPlus von jeher vertreten und deshalb freuen wir uns, dass die großen Branchenverbände der Hersteller und Entsorger hier gemeinsam vorangehen.“

PVC-Recycling live erleben…

VinylPlus Deutschland, Gerflor und AgPR zeigen, wie PVC-Bodenbelagsrecycling
in der Praxis funktioniert

Die europäische PVC-Branche hat sich mit ihrer Selbstverpflichtung VinylPlus® konkrete Ziele zum Recycling gesetzt. Auch auf nationaler Ebene ist die Branche den Prinzipien von Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz im Rahmen ihrer Produktverantwortung besonders verpflichtet und trägt zum Erreichen der Ziele in Europa bei. Im Bereich Bauprodukte setzt man dabei seit langem insbesondere auf das werkstoffliche PVC-Recycling als Mittel der Wahl. Dabei werden die gewonnenen Rezyklate wieder zu neuen Bauprodukten verarbeitet. Unter dem Motto „PVC-Recycling live erleben“ organisiert VinylPlus Deutschland e.V., Bonn, eine Reihe von Informationsveranstaltungen für Fachmedien, um zu zeigen, wie das Recycling in der Praxis funktioniert.

Den Auftakt machte die Veranstaltung am 13. Juni mit Schwerpunkt PVC-Bodenbelag Recycling in Troisdorf. Kooperationspartner waren Gerflor Mipolam GmbH, einer der weltweit führenden Hersteller von elastischen Bodenbelägen, sowie die Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR), die am gleichen Standort seit über 30 Jahren eine Recyclinganlage betreibt. „Ziel unseres heutigen Aktionstages ist es, die technischen Abläufe des PVC-Recyclings im Bereich Bodenbeläge konkret in der Praxis zu demonstrieren und zu erläutern. Wir zeigen vor Ort in der Produktion von Gerflor und in der Recyclinganlage der AgPR, wie in der PVC-Bodenbelag-Branche der Materialkreislauf von der Herstellung bis zum Recycling und der Wiederverwertung geschlossen wird“, so Thomas Hülsmann, Geschäftsführer von VinylPlus Deutschland.

„Viele unserer Bodenbeläge bestehen schon heute zu einem sehr hohen Anteil aus Recyclingmaterial. Nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft werden bei Gerflor bis zu 100 % der anfallenden Produktionsabfälle recycelt“, berichtete Marketingleiter Frank Selbeck. Zudem hat das Unternehmen speziell für das Verlege-Handwerk das Recycling-Programm „Second Life“ ins Leben gerufen. Dabei haben Gerflor-Partner die Möglichkeit, Verschnittreste zu sammeln und abholen zu lassen. Diese werden dann in den unternehmenseigenen Recyclingcentern an den jeweiligen Produktionsstandorten aufbereitet, um direkt wieder in die Produktion einzufließen. „Durch das konsequente Produkt-Recycling haben wir bereits im Jahr 2020 über 50.000 Tonnen Altmaterial eingesammelt, verarbeitet und wieder der Produktion zugeführt – bis zum Jahr 2025 sollen es 60.000 Tonnen sein“, so Selbeck.

Darüber hinaus hat Gerflor schon vor über 30 Jahren als Mitbegründer der AgPR ein deutschlandweit funktionierendes Recycling- und Wiederverwertungssystem etabliert und damit bereits früh die Weichen für ressourcenschonende Materialkreisläufe gestellt. „Die AgPR sammelt bundesweit sowie mit Logistikpartnern in einigen europäischen Nachbarländern ausgediente PVC-Bodenbeläge im Rahmen von Abbruch- oder Sanierungsmaßnahmen. Die angelieferten Alt-Bodenbeläge werden in unserer Recyclinganlage in Troisdorf nach vorheriger Aussortierung anderer Materialien im Rahmen eines technisch hoch entwickelten Prozesses zu Feinmahlgut verarbeitet. Bei entsprechender Eignung lässt sich dieses dann bei der Produktion neuer PVC-Bauprodukte einsetzen“, erläuterte AgPR-Geschäftsführer Dr. Jochen Zimmermann. Wie der aktuelle Fortschrittsbericht von VinylPlus zeigt, wurden im Rahmen des Programms im vergangenen Jahr europaweit 1.772 Tonnen PVC-Bodenbeläge im Post-Consumer Bereich und 1.743 Tonnen im Pre-Consumer Bereich durch Initiativen wie AgPR, Recofloor oder GBR recycelt. „Ein genereller Pluspunkt von PVC-Bauprodukten im Sinne der Ressourceneffizienz besteht darin, dass sie am Ende ihres langen Lebens sehr gut zu recyceln sind. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der erfolgreichen, europaweiten Recyclingbilanz von VinylPlus wider“, betonte Hülsmann. Die Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Branche bildet bereits seit 2000 den langfristigen Nachhaltigkeitsrahmen für die gesamte Wertschöpfungskette. 2022 konnten in Europa im Rahmen von VinylPlus insgesamt 813.266 Tonnen PVC-Abfälle recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet werden. Seit dem Jahr 2000 sind es insgesamt 8,1 Millionen Tonnen, wodurch über 16 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden konnten.

Stoffstrombild PVC

Recycling Day: PVC beim Recycling auf einem guten Weg

Am 18. März ist Global Recycling Day. Der weltweite Aktionstag der Global Recycling Foundation mit Sitz in Brüssel ruft seit 2018 zu einem bewussteren Umgang mit Abfällen und mehr Recycling auf. In der europäischen PVC-Branche steht das Recycling als zentraler Baustein einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft bereits seit vielen Jahren im Fokus ihres Handelns.

Den langfristigen Nachhaltigkeitsrahmen für die gesamte Wertschöpfungskette bildet VinylPlus®, die Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Branche. Mit dem Nachhaltigkeitsprogramm VinylPlus 2030 und neuen ehrgeizigen Zielen für diese Dekade setzt sie den bereits im Jahr 2000 mit dem ersten Programm begonnen Weg konsequent fort und hat dabei nicht zuletzt beim Recycling bereits viel erreicht. So wurden in diesem Zeitraum in Europa rund 7,3 Millionen Tonnen recyceltes PVC zu neuen Produkten verarbeitet, wodurch etwa 14,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden konnten.

Dokumentiert werden die Entwicklungen und Erfolge in einem jährlichen von unabhängiger Seite geprüften Fortschrittsbericht, der in diesem Jahr im Mai anlässlich des nächsten europäischen VinylPlus® Sustainability Forum in Florenz vorgestellt wird. Die erzeugten und verwendeten Recyclingmengen in Europa überwacht das mit den Grundsätzen der EU Circular Plastics Alliance (CPA) übereinstimmende Datenerfassungssystem RecoTraceTM.

Stoffstrombild für PVC in Deutschland

Dank der bereits in den 1990er-Jahren eingeführten Recyclingaktivitäten sind auch die Fortschritte in Deutschland deutlich. So wurden 2021 etwa 340.000 Tonnen PVC-Rezyklate zu Halbzeugen und Endprodukten verarbeitet. Das zeigt das aktuelle Stoffstrombild für PVC. Damit wird fast 18 Prozent des verarbeiteten PVC inzwischen aus dem Recycling gewonnen. Die Rezyklate sind also bereits heute eine wichtige Rohstoffbasis, durch die der Einsatz von fossilen Rohstoffen deutlich reduziert wird. Eingesetzt werden die Rezyklate aus dem werkstofflichen Recycling vor allem dort, wo sie auch gewonnen werden: bei langlebigen Bauprodukten wie Fenster, andere Bauprofile, Rohre oder Bodenbeläge.

Durch breites Serviceangebot Recycling aktiv fördern

Konkrete Serviceangebote zum Thema PVC-Recycling finden Interessierte auf den Webseiten von VinylPlus Deutschland. So unterstützt die Online-Plattform „PVC-Recycling-Finder“ mit über 60 gelisteten Unternehmen in Deutschland sowohl bei der Suche nach Rezyklaten als auch für die Abnahme von PVC-Altmaterialien. Weiterführende Informationen zum Thema hält die Homepage von VinylPlus Deutschland unter der Adresse www.vinylplus.de bereit. Mit der erfolgreichen Veranstaltungsreihe „PVC-Recycler treffen PVC-Verarbeiter“ bietet VinylPlus Deutschland gemeinsam mit AgPR, Rewindo und IVK Europe zur aktiven Förderung des Recyclings für Experten eine Plattform zum direkten Austausch. Die Treffen finden vor Ort bei Unternehmen statt, die Recycling praktizieren. Die bewährten bundesweiten Recyclinglösungen für PVC-Bauprodukte stellt bei Veranstaltungen auch die „Aktion PVC-Recycling“ vor. In Kooperation mit VinylPlus® bündeln hierbei AgPR, Rewindo, KRV, IVK Europe sowie VinylPlus Deutschland ihre Kräfte, um das PVC-Recycling in Deutschland noch besser voranzutreiben.

Recyclinglösungen für PVC-Bauprodukte auf der Abbruch-Tagung in Berlin

Erneuter Besucherrekord und großes Interesse an den Recyclinglösungen für PVC-Bauprodukte haben Europas größten Branchentreff für Abbruch und Rückbau Ende der vergangenen Woche gekennzeichnet. Etwa 1.200 Fachteilnehmer konnte Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbands nach zwei Jahren coronabedingter Pause als Ausrichter bei der internationalen Veranstaltung in Berlin begrüßen.

Auch der gemeinschaftliche Stand der „Aktion PVC-Recycling“ war, wie bereits in den Jahren vor der Pandemie bestens besucht. In den vielen Gesprächen vor Ort wurde deutlich, dass die bewährten bundesweiten Recyclinglösungen für PVC-Bauprodukte, wie Bodenbeläge, Dachbahnen, Fenster, Rollläden, Türen, Planen und Rohre auch für die Abbruchbranche eine immer bedeutendere Rolle spielen.

In Kooperation mit VinylPlus® bündeln AgPR, Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling; Rewindo GmbH Fenster-Recycling-Service; KRV, Kunststoffrohrverband e.V.; IVK Europe sowie VinylPlus Deutschland e.V. als „Aktion PVC Recycling“ ihre gemeinsamen Kräfte, um das PVC-Recycling in Deutschland noch besser vorantreiben zu können.

PVC-Recycler-Treffen: Jahresauftakt bei Forbo-Novilon

In der vergangenen Woche fand das erste regionale Treffen des Jahres unserer erfolgreichen Veranstaltungsreihe „PVC-Recycler treffen PVC-Verarbeiter“ bei Forbo-Novilon B.V. in Coevorden, Niederlande statt. Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte Arthur Evers, Director Operations bei Forbo-Novilon B.V., als Gastgeber der Veranstaltung vor Ort begrüßen. Darunter waren auch Unternehmen der PVC-Wertschöpfungskette, die bislang noch nicht als Partner vom VinylPlus® in Brüssel oder als Mitglied von VinylPlus Deutschland organisiert sind.

Eines haben die angeregten Diskussionen und guten Gespräche wieder einmal deutlich gezeigt: Der Bedarf an Rezyklaten in passenden Qualitäten ist für die unterschiedlichen PVC-Anwendungen weiterhin enorm. Organisiert werden die regionalen Events von VinylPlus Deutschland gemeinsam mit AgPR, Rewindo und IVK Europe.

Stoffstrombild PVC

Stoffstrombild PVC in Deutschland 2021: Branche setzt deutlich mehr Rezyklate ein

Den widrigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Trotz konnte die deutsche PVC-Branche auf dem Weg zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft weitere deutliche Fortschritte erzielen. Das zeigt das aktuelle von VinylPlus Deutschland und PlasticsEurope Deutschland gemeinsam in Auftrag gegebene Stoffstrombild für PVC in Deutschland 2021. Demnach wurden 340.000 Tonnen PVC-Rezyklate plus 1,57 Millionen Tonnen PVC-Neuware in Deutschland zu Halbzeugen und Endprodukten verarbeitet. Damit ist der Einsatz von recyceltem PVC gegenüber 2017 um insgesamt 91.000 Tonnen gestiegen. Dies ist ein sehr deutliches Wachstum von knapp 37 Prozent im Vergleich zu 2017. Trotz rückläufigem Einsatz von PVC-Neuware lag so auch die insgesamt eingesetzte PVC-Verarbeitungsmenge von 1,91 Millionen Tonnen um 3,8 Prozent über dem Niveau des Jahres 2017. „Fast 18 Prozent des in Deutschland verarbeiteten PVC wird inzwischen aus dem Recycling gewonnen. Die Rezyklate sind bereits heute für uns eine wichtige Rohstoffbasis, mit der wir den Einsatz von fossilen Rohstoffen reduzieren. Beim Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft bis 2050 werden geschlossene Materialkreisläufe eine große Bedeutung haben. Hier sind wir auf einem guten Weg“, so VinylPlus Deutschland-Geschäftsführer Thomas Hülsmann.

Eingesetzt werden die durch das werkstoffliche Recycling hergestellten Rezyklate vor allem bei Bauprodukten wie Fenster oder sonstige Bauprofile, Rohre oder Verkehrssicherheitsanwendungen. Langlebige Anwendungen also, die ohnehin bereits seit langem den dominierenden Anteil bei der Verarbeitung ausmachen. Auch 2021 war der Baubereich mit über 75 Prozent des insgesamt verarbeiteten PVC von 1,91 Millionen Tonnen wieder der größte Anwendungsbereich.

Im Vergleich zum Jahr 2017 stieg die PVC-Abfallmenge um knapp 24 Prozent auf 861.000 Tonnen im Jahr 2021. Dieser Anstieg wird insbesondere durch den zunehmenden Rücklauf der langlebigen Bauprodukte bestimmt, die verstärkt seit den 1970er und 1980er Jahren verbaut wurden. Auch die Verwertungsmenge nahm im Vergleichszeitraum deutlich zu: 2021 wurden 854.000 Tonnen PVC verwertet und damit fast 170.000 mehr als noch 2017. Aufgeschlüsselt nach Verwertungsverfahren teilt sich die Menge wie folgt auf: 42 Prozent des PVC-Abfalls wurden werkstofflich und 57 Prozent unter Energierückgewinnung verwertet, insgesamt 99 Prozent.

Der Export von Abfall spielt im Falle von PVC so gut wie keine Rolle. Lediglich 10.000 Tonnen wurden 2021 zum Recycling fast ausschließlich in EU-Länder exportiert.

Über die Studie

Für die Studie mit dem Titel „Stoffstrombild PVC in Deutschland 2021 – Zahlen und Fakten zum Lebensweg von PVC“ wurden mehr als 2.000 Unternehmen aus Kunststofferzeugung, -verarbeitung und -verwertung befragt sowie amtliche und weitere Statistiken herangezogen. Erstellt wurde die Studie im Auftrag von VinylPlus Deutschland und PlasticsEurope Deutschland durch die Conversio Market & Strategy GmbH. Die Studie kann auf Anfrage über VinylPlus Deutschland bezogen werden.

Mitgliederversammlung mit Wechsel im Vorstand

Anlässlich der VinylPlus Deutschland-Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche stand die Nachwahl von drei neuen Vorständen an. In den Vorstand gewählt wurden Reiner Gerlach, Perlen Packaging, durch den nun auch die Pharmafolien-Branche im Vorstand vertreten ist, sowie als Repräsentant der PVC-Erzeuger Hans-Christoph Porth, Vestolit. Mit der Wahl von Dr. Alexander Kronimus, PlasticsEurope Deutschland, wurde zudem die enge Verbundenheit mit dem Verband der Kunststofferzeuger erneut unterstrichen.

Vorab bedankte sich der Vorsitzende Dr. Oliver Mieden bei Dr. Ingo Sartorius (ehemals PlasticsEurope Deutschland, jetzt BKV) sowie dem langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden und Schatzmeister Dr. Dieter Polte (Vestolit) für ihr großes Engagement im Vorstand. Die neuen Vorstände gewähren einerseits Kontinuität, andererseits wurde durch die Wahl die Breite der repräsentierten Verarbeiterbranchen weiter ausgebaut.

Workshop PVC und Umwelt mit den Top-Themen der Branche

Nach zweieinhalb Jahren wieder als Präsenzveranstaltung fand vergangenen Mittwoch die Sommerausgabe des gemeinsam von VinylPlus Deutschland und PlasticsEurope Deutschland organisierten Workshop „PVC und Umwelt“ statt. Geboten wurde den rund 70 Teilnehmerinnen in Frankfurt/Main erneut eine Agenda mit den Top-Themen unserer Branche, die von hochkarätigen Referentinnen und Referenten präsentiert wurden.

In seiner Begrüßung steckte Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland den Rahmen auf dem Weg der Branche in Richtung Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität klar ab. Angesichts der großen Herausforderungen und der immer umfangreicheren politischen Anforderungen, sei es umso wichtiger die Innovationen der Branche auf der K-Messe zu präsentieren und in den Dialog mit entscheidenden Stakeholdern zu treten. Denn nur mit politischer Unterstützung könnten die notwendigen Investitionen getätigt werden und die Transformation der Kunststoffindustrie letztendlich gelingen. Auf den aktuellen Stand der Entwicklungen rund um den Werkstoff PVC inklusive der Selbstverpflichtung VinylPlus 2030 brachte die Teilnehmer VinylPlus Deutschland-Geschäftsführer Thomas Hülsmann und stellte dabei die Herausforderungen und die laufenden Maßnahmen in Deutschland vor. Präsentiert wurden zudem in einem weiteren Vortrag die Vielzahl der aktuellen PVC-Recyclingtechnologien, vom mechanischen bis hin zum chemischen Recycling.

Ohne Zweifel vor einer großen Aufgabe steht die gesamte europäische Kunststoffbranche mit der Zielvorgabe bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Der von Plastics Europe in Auftrag gegebene Report der Denkfabrik SystemIQ, „Reshaping Plastics“ bietet einen hilfreichen wie herausfordernden Ansatz für die anstehende Transformation.  Dr. Katharina Schlegel (Plastics Europe), stellte die Lösungsansätze für die gesamte Wertschöpfungskette der Studie vor. Deutlich wurde auch in der anschließenden Diskussion, dass zur Erreichung des Ziels einerseits nun konkrete Zwischenziele durch die Branche entwickelt, aber auch der politische Rahmen für eine erfolgreiche Transformation geschaffen werden muss.

Hoch emotional wird in der breiten Öffentlichkeit seit Jahren die Diskussion über vermeintliche gesundheitsgefährdende Auswirkungen von Weichmachern geführt. Zur Versachlichung des Diskurses beitragen soll nicht zuletzt das Humanbiomonitoring zu deren Expositionsbestimmung. Dr. Rainer Otter (BASF) erläuterte Methoden und Vorgehen und zeigte, dass die Exposition moderner Weichmacher deutlich geringer ist als die frühere Exposition heute beschränkter Weichmacher. Zudem wird heute die tolerierbare Tagesdosis enorm weit unterschritten. Nicht minder aufgeladen ist zuweilen die Berichterstattung in den tagesaktuellen Medien beim Thema Mikroplastik. Die Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit werden derzeit von einem Konsortium unabhängiger wissenschaftlicher Partner im Auftrag von Plastics Europe untersucht. Über den aktuellen Stand des großangelegten Forschungsprojektes informierte Camilla C. Carteny (Plastics Europe).

Über die mögliche Aufnahme von Polymeren unter REACH berichtete Chris Howick (INOVYN). Auf Grundlage der bislang diskutierten Kriterien, scheint dabei PVC zu den Polymeren zu gehören, die zwar notifiziert, nicht aber registriert werden sollen. Schließlich gab Sven Weihe (PlasticsEurope Deutschland) einen Überblick über das umfangreiche Programm und die geplanten Aktivitäten bei der Sonderschau „Plastics shape the future“ auf der diesjährigen K-Messe. Unter den Leitthemen Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung wird Plastics Europe die Möglichkeit bieten mit vielen unterschiedlichen hochkarätigen Stakeholdern in den Dialog zu treten.

VinylPlus Deutschland Board Confirmed Until 2024

Beginning of July, the general assembly of VinylPlus Deutschland e.V. took place as a virtual event. One of the items on the agenda was the regular election of the board. The board had previously stood for re-election until 2024 – and was unanimously re-elected by the member companies.

The old and new Board of Management of VinylPlus Deutschland is composed as follows: Dr Oliver Mieden (Vinnolit, Chairman), Mailin Bode (RENOLIT, Deputy Chairman), Dr Dieter Polte (Vestolit, Deputy Chairman), Uwe Dietsch (INOVYN, Treasurer), Jörg Frömming (Dekura), Volkmar Halbe (FEB), Roland Jahn (GEALAN), Roland Pietz (Evonik), Dr Ingo Sartorius (PlasticsEurope Deutschland) and Thomas Zenger (Baerlocher).

VinylPlus Deutschland ist gut gerüstet für die neuen Herausforderungen

Mitte Juni ging VinylPlus 2030, die neue freiwillige Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Industrie für die nächsten zehn Jahre, an den Start. Dr. Zdenek Hruska, Public Affairs Director bei VinylPlus®, nutzte die Gelegenheit und stellte im Rahmen der virtuellen Mitgliederversammlung des VinylPlus Deutschland e.V. am 01. Juli 2021 die wichtigsten Punkte des neuen Programms vor.

Das neue Nachhaltigkeitsprogramm baut auf einer über 20-jährigen Bilanz von Fortschritten und Erfolgen der europäischen PVC-Branche auf. Dazu gehören unter anderem die kontinuierliche Weiterentwicklung von Erfassungs- und Verwertungssystemen für PVC-Abfälle in ganz Europa, die seit 2000 das Recycling von 6,5 Millionen Tonnen PVC ermöglicht haben, der schrittweise Ersatz kritischer Additive, die Reduzierung des Energieverbrauchs in der Produktion sowie die Entwicklung des VinylPlus® Product Labels.

Proaktiver Beitrag der PVC-Branche zur Nachhaltigkeit

Mit der erneuerten Selbstverpflichtung leistet VinylPlus einen proaktiven Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderungen und Prioritäten im Bereich der Nachhaltigkeit. Hierfür wurden drei „Pfade“ und 12 Aktionsfelder identifiziert, die die Zirkularität der PVC-Wertschöpfungskette, ihren Fortschritt in Richtung CO2-Neutralität, die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks der PVC-Produktion und -Produkte sowie ihren Austausch mit Interessengruppen und globalen Koalitionen weiter vorantreiben.

Mit Blick auf die Zukunft bekräftigt VinylPlus sein starkes Engagement und die Verpflichtung, bis 2025 im Einklang mit den Zielen der Circular Plastics Alliance 900.000 Tonnen PVC pro Jahr und bis 2030 eine Million Tonnen PVC pro Jahr zu recyceln. „Die großen transformativen Herausforderungen auf dem Weg hin zu Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität, vor denen die Kunststoffindustrie insgesamt und auch unsere Branche stehen, können am besten gemeinsam entlang der gesamten PVC-Wertschöpfungskette gemeistert werden“, betonte Dr. Oliver Mieden, Vorstandsvorsitzender von VinylPlus Deutschland, gegenüber den Mitgliedsunternehmen, die via Bildschirm an der Mitgliederversammlung teilnahmen, und hob hervor: „Hier ist das neue Programm VinylPlus 2030 absolut richtungsweisend.“

Wiederwahl des Vorstands sorgt für Kontinuität

Ebenfalls auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stand die turnusmäßige Neuwahl des Vorstands. Dieser hatte sich im Vorfeld geschlossen zur Wiederwahl bis 2024 gestellt.

Der alte und neue Vorstand von VinylPlus Deutschland setzt sich wie folgt zusammen: Dr. Oliver Mieden (Vinnolit, Vorstandsvorsitzender), Mailin Bode (RENOLIT, stellvertretende Vorsitzende), Dr. Dieter Polte (Vestolit, stellvertretender Vorsitzender), Uwe Dietsch (INOVYN, Schatzmeister), Jörg Frömming (Dekura), Volkmar Halbe (FEB), Roland Jahn (GEALAN), Roland Pietz (Evonik), Dr. Ingo Sartorius (PlasticsEurope Deutschland) und Thomas Zenger (Baerlocher).

Nachhaltigkeitsforum 2021 von VinylPlus Deutschland im Oktober

Das Nachhaltigkeitsforum 2021 von VinylPlus Deutschland, welches gemeinsam mit der Mitgliederversammlung stattfinden sollte, wurde Corona-bedingt auf Anfang Oktober verschoben. Die Veranstaltung richtet sich an die Mitgliedsunternehmen von VinylPlus Deutschland sowie an VinylPlus-Partner und Stakeholder. „Bei dem Forum erhalten Teilnehmer wichtige Einblicke in das neue 10-Jahres-Programm, dessen Bedeutung und die konkreten Herausforderungen für die deutsche PVC-Branche“, so Thomas Hülsmann, Geschäftsführer von VinylPlus Deutschland.