Nachhaltige Entwicklung

Produkte aus PVC schneiden sowohl unter ökologischen als auch sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten gut ab. Maßgeblich für diesen Erfolg sind die niedrigen Lebenswegkosten, die lange Lebensdauer und die Recyclingfähigkeit der qualitativ hochwertigen Produkte.

Beurteilung der Nachhaltigkeit

Die nachhaltige Entwicklung muss unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten beurteilt werden. Bewertungen einzelner Bereiche können in die Irre führen. Die AGPU hat mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Umweltverbänden sowie Journalisten einen intensiven Dialog über PVC geführt. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist die unabhängige PROGNOSStudie von 1999/2000 über die Nachhaltigkeit ausgewählter PVC-Produkte und ihrer Alternativen: die erste Studie, die den Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ auf Produkte heruntergebrochen hat. Für PVC-Produkte ergab sich ein ausgewogenes Bild mit guten Ergebnissen, aber auch mit offenen Fragen und Optimierungsmöglichkeiten, die dem Werkstoff PVC einen zukunftsfähigen Weg weisen.

Der heutige Wissensstand ist nachfolgend kurz zusammengefasst. Dabei stützen sich die ökologischen Betrachtungen auf Ökobilanzen und Risikoabschätzungen, natürlich immer entlang des gesamten Lebensweges.

Ökologische Aspekte

Mit ökobilanziellen Betrachtungen lässt sich ein Teil der ökologischen Qualität von Produkten und Leistungen ermitteln. Risikobetrachtungen komplettieren diese ökologische Qualität. Um die nachhaltige Entwicklung zuverlässig bewerten zu können, müssen aber auch soziale und ökonomische Eigenschaften berücksichtigt werden. Die europäische Kunststoffindustrie erarbeitet auf einer einheitlichen Basis ökobilanzielle Grunddaten (Eco-Profiles) zur Herstellung und Verarbeitung der wichtigsten Kunststoffe und aktualisiert diese Daten kontinuierlich. Aus diesen Öko-Profilen erstellen qualifizierte Institutionen Ökobilanzen für Produkte. Dabei berücksichtigen sie zusätzliche Informationen wie z.B. die lokale Stromsituation, Recycling, Entsorgung etc. Eine grundlegende Öko-Bilanz-Studie mit Fokus auf PVC-Produkte stammt von H. Krähling.

Die vielleicht aufwändigste Metastudie zu Ökobilanzen von PVC-Produkten wurde im Jahr 2004 unter der Leitung von PE Europe GmbH – Life Cycle Engineering im Auftrag der EU erstellt. Sie zeigt, dass Produkte aus PVC mit solchen aus anderen Werkstoffen ökobilanziell gut vergleichbar sind. Für eine belastbare Ökobilanzierung spezifischer Produkte muss man allerdings noch berücksichtigen, dass

  • für ähnliche Produkte aus verschiedenen Materialien u.U. unterschiedliche Materialmengen notwendig sind,
  • auch die Verarbeitung, das Recycling und die Verwertung etc. bilanziert werden müssen. Dabei sollten Ökobilanzen der ISO 14040 und 44 entsprechen.
  • Als ökobilanziell besonders vorteilhaft erweist sich häufig die Ressourcen- und Energieeffizienz von PVC-Produkten. Materialsparende Konstruktionen und das Recycling erschließen zusätzliche Optimierungspotenziale. Gerade im Baubereich sind umsichtige Planung und Konstruktion, vor allem aber die (energetischen) Einsparungen im Gebrauch und die geringen Aufwendungen zur Pflege und Erhaltung weit wichtiger als das verwendete Material an sich. Diese Ansicht teilt auch das Bauministerium, das einen Leitfaden für nachhaltige Bundesbauten entwickelt hat.

    Auf der Basis von Ökobilanzdaten werden auch einfacher lesbare Bewertungen erstellt wie die EPDs (Environmental Product Declarations). Sie fassen die zahlreichen Ergebnisse der Ökobilanzen in verschiedene ökologische Kriterien zusammen wie Energieverbrauch, Klimaeffekt oder Versauerung. Ökoprofildaten wie auch EPDs für einzelne Kunststoffe sind auf der Webseite von PlasticsEurope eingestellt. Sie gelten weltweit als die zuverlässigsten quantitativen Daten für Kunststoffe. Beim Vergleich dieser Daten mit entsprechenden Daten anderer Werkstoffe muss aber berücksichtigt werden, dass sich die Methoden zur Erfassung der Ökoprofildaten immer etwas unterscheiden. Deshalb sind exakte Vergleiche nicht möglich.

    Ökonomische Aspekte

    PVC-Produkte zeichnen sich durch ihre lange Lebensdauer, einen geringen Aufwand für Unterhalt und Wartung sowie ihre Recyclingfähigkeit aus. Entsprechend niedrig sind die Lebenswegkosten: eine Tatsache, die sich offensichtlich direkt auf den Markterfolg auswirkt. Konsumenten wählen bei gleicher Leistung das kostengünstigere Produkt. Sie wissen, dass ökonomische Ressourcen wie alle anderen Ressourcen beschränkt sind und versuchen, sie für einen optimalen Nutzen sorgfältig einzusetzen.

    Niedrige Lebenswegkosten sind aber auch qualitativ und quantitativ mit ökologischen und sozialen Kriterien verknüpft. Dadurch lassen sie sich auch für ökologische und soziale Ziele nutzen. Wir sehen zwei Wege, um Kosten und Ökologie gleichzeitig und quantitativ zu bewerten: Eine Möglichkeit ist die Darstellung der Kosten zusätzlich zu den ökologischen Ergebnissen, so wie beim Ökoeffizienzmodell der BASF. Hier werden die ökologischen Ergebnisse über Normierungen und Gewichtungen zu einer Größe zusammengefasst und mit den normierten Kosten verglichen. Ein zweiter Weg besteht in der direkten Verknüpfung beider Kriterien: durch die „kompensatorische“ Methode. Dazu werden eventuelle Kostenvorteile zwischen alternativen Produkten zur Finanzierung ökologischer Verbesserungen eingesetzt, wie zum Beispiel für Maßnahmen zum Energiesparen oder zur Vermeidung von Klimaeffekten. Eine konkrete Berechnung liegt beispielsweise für PVC-Fenster und Alternativen vor. Schon mit etwa 1 % der Produktkosten eines PVC-Fensters lassen sich 100 % des mit diesem Produkt erzeugten Klimaeffekts kompensieren: ein geringer finanzieller Aufwand mit großer Wirkung. Diese „kompensatorische“ Methode wird beim „Klima-neutralen Fliegen“ schon seit Jahren praktiziert. Niedrige Lebenswegkosten wirken sich auch im sozialen Bereich positiv aus: Ärmere Menschen und viele Völker der Dritten Welt können sich preisgünstige Produkte zum Beispiel für Gesundheit oder Bildung eher leisten.

    Umgekehrt bedeutet ein von manchen Gemeinden praktizierter PVC-Verzicht „Mehrkosten ohne quantifizierbaren ökologischen Gewinn“. Sehr wohl messbar sind aber die durch den Verzicht entstehenden Mehrkosten, die nicht mehr für sinnvolle ökologische und soziale Gewinne investiert werden können. Eine PVC-Substitution ohne ökonomische und ökologische Begründung kann sogar zu einer Verschlechterung des gegenwärtigen Zustandes führen, wie Enquête-Kommission und UBA feststellen.

    Soziale Aspekte

    Schon seit Jahrzehnten haben sich PVC-Produkte in fast allen Bereichen unseres Alltags bewährt. Dabei sind sie intensiv erforscht und kontinuierlich weiterentwickelt worden, um hohe Sicherheits- und Qualitätsstandards bieten zu können: angefangen bei der Rohstoff-Auswahl über veränderte Rezepturen bis zu modernen Herstellungsverfahren. Mit einem breit gefächerten Produktspektrum erfüllen sie die anspruchsvollen Anforderungen an moderne, zukunftsweisende Lösungen: im Gesundheitswesen, in der Bautechnik, aber auch bei alltäglichen Gütern im Haushalt und am Arbeitsplatz.

    Viele Produkte sind elementar für das Funktionieren unseres komplexen Alltags und zeichnen sich durch ihren hohen gesellschaftlichen Nutzen aus. Leitungen und Kabel mit einer Ummantelung oder Isolierung aus Weich-PVC sorgen für einen reibungslosen Datentransfer und versorgen uns zuverlässig mit Energie. Einmalhandschuhe erfüllen in der medizinischen Versorgung hohe hygienische Standards. Ebenso wie leicht sterilisierbare Blutbeutel und Schlauchsysteme zur Nährstoffversorgung. Trinkwasserrohre ermöglichen einen dauerhaften Zugang zu sauberem Wasser und geben Bakterien kaum eine Lebensgrundlage. Moderne Kunststoff-Fenster sorgen für ein angenehmes Raumklima und sparen Energie. Sicherheitsprodukte wie Schweißerschutzvorhänge und Reflektionsartikel für Berufsbekleidung erhöhen die Arbeitssicherheit. In all diesen Bereichen hat sich der leistungsfähige Kunststoff als sicherer und zuverlässiger Partner etabliert.

    Dabei wirkt sich die Wirtschaftlichkeit von PVC-Produkten positiv auf die Gesellschaft aus. Preisgünstige, qualitativ hochwertige Produkte sind einem größeren Kreis von Menschen zugänglich und auch für ärmere Menschen erschwinglich, die dadurch in den Genuss eines höheren Lebensstandards kommen. Ersparnisse durch den Kauf kostengünstiger Produkte können wiederum zur Förderung weiterer ökologischer und sozialer Verbesserungen eingesetzt werden: ein effektiver Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Die Optimierung von Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren garantiert zudem gute Arbeitsbedingungen, die sich auch in der Arbeitssicherheit mit niedriger Unfallhäufigkeit widerspiegeln.

    "Alles über PVC"

    agpu_allesueberpvc_de

    Die Broschüre „Alles über PVC – von der Herstellung bis zum Recycling“ wurde im Januar 2016 überarbeitet und enthält aktuelles Datenmaterial zu allen relevanten Themen rund um den Werkstoff PVC. Die deutsche Version können Sie als PDF hier herunterladen.