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Prowindo: Rahmen schaffen für die Energiewende – Kunststofffenster als wichtiger Bestandteil der energetischen Gebäudesanierung

Ziele, Aufgaben und Perspektiven der Kunststofffensterbranche.

Weiterhin ist der Erfolgskurs des Kunststofffensters ungebrochen: Allein im Jahr 2013 stieg der Marktanteil in Deutschland auf 58 Prozent – und es konnte somit die Marktführerschaft ausgebaut werden. Diese Entwicklung erstaunt wenig, zieht man in Betracht, dass das Kunststofffenster in Sachen Material- und Energieeffizienz in den letzten Jahren wichtige Hürden meisterte. Gleichzeitig stehen neue Herausforderungen auf der Agenda. So wirft vor allem das zentrale Thema „Nachhaltigkeit“ für Prowindo im Hinblick auf politische Entscheidungen neue Fragen auf. Die Vertreter des Prowindo-Branchenforums Kunststofffenster stellten am 27. März 2014 auf der von Dr. Michael Stöger, technischer Direktor Zentral- und Osteuropa Inoutic / Deceuninck GmbH, moderierten Pressekonferenz während der Messe fensterbau/frontale, die Themen Recycling, Qualitätssicherung sowie die Notwendigkeit einer europaweiten, umfassenden Gebäudesanierung und den drohenden Fachkräftemangel in den Fokus. In Kürze werden diese aktuellen Themen Prowindo bei einem Round-Table Gespräch mit Politikern in Berlin beschäftigen.

„Auch im letzten Jahr gab es wieder einen deutlichen Anstieg des gesamten deutschen Fenstermarkts. Die Absatzzahlen sind auf 13,1 Millionen Fenstereinheiten angestiegen. Kunststofffensterprofile als Rahmenmaterial liegen auch weiterhin in den Bereichen energetischer Sanierung und Recycling auf Platz eins“, erklärte Ralf Olsen, Geschäftsführer des pro-K Industrieverbandes Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V. Das sechsköpfige Prowindo Experten-Team erwartet für 2014 eine weitere Steigerung der Absatz- und Marktentwicklungen von 5 bis 6 Prozent bei Kunststofffenstern. Die energetische Sanierung von Gebäuden stellt dabei einen vielversprechenden Absatzmarkt der Zukunft dar – vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen.

Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen – Energiewende ganzheitlich konzipiert

„Als Experten für nachhaltige Entwicklung engagieren wir uns für ein ganzheitliches Konzept für die Energiewende, das den gesamten Bereich von der Energieerzeugung bis zum Energieverbrauch einbezieht”, erklärte Thomas Hülsmann, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft PVC und UMWELT e.V. (AGPU). „Jede Kilowattstunde, die gar nicht erst verbraucht wird, ist die effizienteste.“ Der Hebel zum Erreichen der Energiesparziele ist im Segment des Verbrauchs in Gebäuden am größten. Insgesamt entfallen 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs auf diesen Bereich und können bereits heute mit vorhandenen Technologien und Produkten erreicht werden. Hier spielen PVC-Produkte wie Kunststofffenster mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent in Deutschland und Europa, Kabelkanäle und Isolierfolien für Rohre eine wichtige Rolle. Am Beispiel des Bottroper Projekts InnovationCity Ruhr wird das Einsparpotenzial durch die energetische Sanierung von Gebäuden besonders deutlich: Ziel bis 2020 ist es, eine 50-prozentige CO2-Minderung zu erreichen. Schon jetzt haben die Maßnahmen dazu geführt, dass die Sanierungsquote im Gebäudebestand seit Projektstart bei über 7 Prozent in dem betroffenen Gebiet liegt. Der Bundesdurchschnitt beträgt ca. 1 Prozent pro Jahr. Die sogenannten Zukunftshäuser, die in dem Projektgebiet mit modernster Technologie zur Energieeffizienz (Energieerzeugung bis zum Energieverbrauch) ausgestattet sind, enthalten u.a. PVC-Fenster im Passivhausstandard und andere PVC-Produkte wie Kabelkanäle und Rohrisolierungsfolien. Damit die Energiesparziele erreicht werden, ist neben den KfW-Mitteln auch eine Förderung durch steuerliche Absetzbarkeit der Investitionen notwendig. Die Anstrengungen zum Energiesparen in Gebäuden sollten auf ganz Europa ausgedehnt werden.

Demografischer Wandel – Risiko und Chancen für die Branche

„All unsere Bestrebungen, die Erfolgsgeschichte des Kunststofffensters auszubauen, können schon bald jäh ausgebremst werden, wenn die Branche nicht zügig handelt“, schloss Ralf Olsen mit Blick auf den demographischen Wandel in Deutschland. „2020 werden der deutschen Wirtschaft über 2 Millionen qualifizierte Fachkräfte fehlen. Auch die Kunststoffprofil- und Fensterhersteller werden den Mangel tausender Fachkräfte massiv zu spüren bekommen. Die Branche muss jetzt reagieren, um sich als attraktiver Arbeitgeber gegenüber anderen Branchen durchzusetzen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den bisher einzigen Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik in den Köpfen der jungen Frauen und Männern als einen interessanten Beruf mit Perspektive zu verankern. Nur so können wir die drohende Fachkräftelücke minimieren“, appellierte Olsen. In einem ersten Schritt hatte pro-K in den vergangenen zwei Jahren die Neuordnung der Ausbildung zum Verfahrensmechaniker maßgeblich vorangetrieben. Der Verband hat hierzu ein Marketingpaket initiiert, das ein Schlaglicht auf die herausragenden Berufsaussichten des Verfahrensmechanikers wirft.

Fensterrecycling im Spannungsfeld von REACh und Gesetzgebung

Die Kunststofffensterbranche konnte durch Rewindo nachhaltige Verbesserungen der Infrastruktur mithilfe weiterer Partner für das Recycling und in der Logistik, beispielsweise Deceuninck NV, der Reststofftechnik GmbH und dem Logistiker Biotrans GmbH, umsetzen. Zusätzlich wurden auch regionale Annahmestellen – vor allem für Kleinstmengen – als Ergänzung des bundesweiten Abholsystems eingeführt. Außerdem wurden die recycelten Mengen von Post-Consumer-Abfällen erneut gesteigert und wie in den Vorjahren durch unabhängige Dritte überprüft. (Input 32.430 t; Output reines PVC nach Aufbereitung 22.330 t). „Wir freuen uns, die Ausweitung der Fenster-Recyclingaktivitäten, beispielsweise der „Clearinghaus“-Idee nach Vorbild Rewindo, auf europäischer Ebene in enger Abstimmung mit EPPA und VinylPlus vorangetrieben zu haben“, berichtete Rewindo Geschäftsführer Michael Vetter. Gleichzeitig wies er auf das Recycling-Dilemma hin: „Die Politik fordert höhere Recyclingquoten, aber gleichzeitig Recyclingprodukte ohne Blei und Cadmium, obwohl diese aus Altfenstern stammenden Additive in der Matrix eines Recyclingprofils im Kern fest eingebunden sind und damit kein Problem darstellen.“

EPPA: VinylPlus-Label und Eco-Design – wo stehen wir heute?

„Die European PVC Window Profiles and Related Building Products Association (EPPA ivzw) hat sich vor gut zwei Jahren als eigenständiger Industrieverband der europäischen Systemhäuser verselbstständigt und vertritt die Belange der Branche in den für sie wichtigen Ausschüssen der Europäischen Kommission. So hat EPPA beispielsweise an der Aktualisierung der Kriterien für die grüne Beschaffung von Fenstern und Türen (GPP) mitgearbeitet und ist jetzt im Rahmen des Arbeitsplans 2012-2014 der Eco-design Directive am Beratungsprozess beteiligt. Weitere Höhepunkte sind die Erstellung der Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für zweifach und dreifach verglaste Kunststofffenster durch das Institut Bauen und Umwelt IBU sowie die Mitgliedschaft in der ECO Plattform. Hierdurch soll eine europäische Nutzung der Branchen-EPDs erzielt werden. Als besonders wichtig ist aber das Engagement für das Thema „REACh und Recycling“ einzustufen. Es gilt, den Weg freizumachen, die Recyclingquoten von Altfenstern in Europa zu steigern, und regulatorische Hürden zu überwinden“, erklärte Gerald Feigenbutz, Geschäftsführer von EPPA.

SKZ – Innovation und Gütesicherung für nachhaltige Kunststofffensterprodukte

Das SKZ steht seit über 50 Jahren als größtes Kunststoffinstitut Deutschlands für Qualitätssicherung und Innovationen in Sachen Kunststoff und technischer Entwicklung: Das Forschungsprojekt Infrarotschweißen von Kunststofffensterprofilen steht nun kurz vor dem Abschluss und vereint viele positive Aspekte. Neben kürzeren Schweißzeiten als beim Standard Heizelementstumpfschweißen und einem geringeren Energieverbrauch pro Schweißung ist auch kontaktloses Erwärmen möglich. „Das neue Verfahren kommt ab sofort ohne Antihaftbeschichtung aus. Außerdem können wir mechanischen Verschleiß und Verunreinigung durch Materialrückstände ausschließen“, berichtete Dr.-Ing. Gerald Aengenheyster, Geschäftsführer Produktqualität des SKZ. Zusätzlich ist das SKZ das erste Institut, das die Tauglichkeit dieses Verfahrens für die Kunststofffensterbranche weltweit erforscht. Ein weiterer Erfolg des SKZ ist die für den Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse e.V. (QKE) erstellte Umweltproduktdeklaration (EPD) für Kunststofffenster aus PVC-U. Sie wurde nun vom Institut Bauen und Umwelt e.V., einem unabhängigen dritten Institut, verifiziert. „Als Partner der Branche für Qualitätssicherung und Innovationen u.a. mit dem Schwerpunkt Kunststofffensterprofilsysteme haben wir zusätzlich eine Gütesicherung für Kunststofffenster nach der neuen RAL-GZ 716 erfolgreich gestartet und mit neuen Anforderungen an hochwertige Oberflächen ausgestattet“, führte Aengenheyster weiter aus. Die Übertragungsaudits zur Verifizierung bereits bekannter Systeme, wie Folien und Klebstoffe, wurden vom SKZ in den letzten Monaten durchgeführt. Weitere Ergebnisse werden auf der Fachtagung „Das Kunststoff-Fenster: Rohstoffe – Verarbeitung – Systemtechnik“ des Prowindo Branchenforums vom 24. bis 25. September 2014 in Würzburg präsentiert.

Qualitätssicherung als Erfolgsgarant – Übergabe der ersten RAL Gütezeichen nach RAL-GZ 716

„Mit der Vergabe der Gütezeichen kommt ein umfangreiches Projekt zum Ende. Die Erweiterung der gütebestimmenden Merkmale vom Profil zum System war ein großer Schritt und erforderte zahlreiche Abstimmungsprozesse weit über die Grenzen der Gütegemeinschaft hinaus. Als Ergebnis haben wir heute eine umfassende Gütesicherung, welche die Wertschöpfungskette bis hin zum Kunststofffenster erfasst und somit eine Eintrittskarte ins Gütezeichen Fenster und Haustüren darstellt“, erklärte Gerald Feigenbutz, Geschäftsführer Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. Diesen Mehrwert, der sich aus der Verbreitung der Gütezeichen ergibt, sollte die Branche entschieden nutzen. Mit der Verleihung auf der Messe fensterbau/frontale ist somit der erste und wichtigste Schritt getan.